Erwin Schulhoff: Lieder

VERÖFFENTLICHT:
4. Dezember 2020

bastille musique präsentiert seine zwölfte Veröffentlichung »Erwin Schulhoff: Lieder« mit Aufnahmen von Sunhae Im (Sopran), Tanja Ariane Baumgartner (Mezzosopran), Hans Christoph Begemann (Bariton) und Klaus Simon (Klavier).

Die vom SWR produzierten Studioaufnahmen bilden mit zahlreichen Ersteinspielungen erstmals das gesamte Liedschaffen Schulhoffs ab, das sich mit von 1910 bis 1937 entstanden Werken stilistisch äußerst vielseitig erstreckt. Dazu enthält die hochwertige 3-CD Box zwei 80-seitige zweisprachige Booklets (EN, DE) mit Texten von Albrecht Dümling, Gottfried Eberle, Klaus Simon sowie allen Liedtexten, mehrere Autographseiten sowie Fotos des Komponisten und der Interpreten.



    
InhaltErwin Schulhoff (1894-1942))
Sämtliche Lieder
 
SolistenSunhae Im Sopran
Tanja Ariane Baumgartner Mezzosopran
Hans Christoph Begemann Bariton
Britta Stallmeister Sopran
Klaus Simon Klavier
EnsembleHolst-Sinfonietta
Musikalische LeitungKlaus Simon
ProduktionAufgenommen von SWR, 2016-2018
TonmeisterRoland Kistner
Harry Vogt
ProduzentenReinhard Ermen  
Sebastian Solte
Labelbastille musique
HörbeispieleHörbeispiel 1
Hörbeispiel 2
Hörbeispiel 3
Hörbeispiel 4
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Rezensionen

»[...]Eine veritable Fundgrube sind die Kunstlieder des deutschböhmisch-jüdischen Komponisten Erwin Schulhoff (1894–1942), einem der vielen Opfer des Nazi-Terrors; Schulhoffs – auch stilistisch – ungemein vielseitiges Werk wurde erst in den vergangenen Jahrzehnten Stück um Stück der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Klaus Simon hat die Gesamtausgabe seiner Lieder beim Schott-Verlag ediert und darf mit der drei CDs umfassenden Liederbox nun die Früchte seiner eigenen Arbeit ernten. Das Ergebnis, auch in der eigenwillig wertigen Edition des Labels bastille musique, die unter anderem alle Liedtexte dokumentiert, ist rundum überzeugend.[...]

[...] Es ist wohl nicht zu hoch gegriffen, Schulhoffs Liedschaffen als Spiegel der Zeitenwende zwischen dem Fin de Siècle, dem Expressionismus und einer neuen Sachlichkeit zu begreifen. Schon die herrlich ironischen Miniaturen der frühen Jahre sprechen trotz all des Jugendstilhaften und Anklängen an Zeitgenossen wie Hugo Wolf eine sehr eigenwillige Sprache. Entzückend verspielt etwa die Fünf Lieder für Sopran und Klavier WV 11, denen Sunhae Ims Interpretation maximale Leichtigkeit verleiht.

Wie kontrastiv dazu nimmt sich der Liederzyklus "1917" WV 110 aus. Linksgerichtete politische Martialik aus den 1930ern, musikalische Antikriegsmetaphorik, einmal auch im Sprechgesang: Der Bariton Hans Christoph Begemann verzichtet dennoch nicht auf lyrischen Gesangsfluss – was auch für das, zugegeben, recht plakative Lied zum 1. Mai 1934 gilt. In den "Národní Pisne a tance" von 1936 zeigt der Komponist seine Nähe zum tschechischen Idiom, inspiriert durch seinen Freund Leoš Janácek. Tanja Ariane Baumgartners erdig-eruptiver Mezzosopran zeichnet hierzu berührend pastose Farben. Wie auch im Wiegenlied "Ukolébavka", dessen klangliche Nähe zu Janácek die Begleitinstrumente Flöte, Viola und Violoncello exzellent herausarbeiten.

Das Herz der [...] CD[...] aber schlägt zweifelsfrei am Klavier. Klaus Simon erweist sich als agiler, intensiver und dabei sehr wandlungsfähiger Begleiter, der wahlweise orchestral oder kammermusikalisch denkt und handelt.[...]« (Alexander Dick)

»Sämtliche Lieder von Erwin Schulhoff […] Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn man sich durch die drei CDs mit den knapp hundert Liedern von Erwin Schulhoff hört. Diese Gesamtaufnahme beim Label Bastille Musique ist eine Großtat, weil sie erstens ein verdrängtes Repertoire von höchster Qualität hörbar macht, zweitens pianistisch mit Klaus Simon und sängerisch mit Sunhae Im, Tanja Ariane Baumgartner, Britta Stallmeister und Hans Christoph Begemann exzellente Gestalter gefunden hat, drittens sämtliche Texte der Lieder abdruckt und viertens dem Ganzen durch Albrecht Dümling einen vorbildlichen wissenschaftlichen Kommentar beigibt. […]Tanja Ariane Baumgartner entdeckt mit dem visionär-geheimnisvollen Timbre ihres Mezzosoprans in diesen Liedern dunkle Naturmystik und Todessehnsucht genauso wie träge Wollust, wenn sie, stimmungsvoll geführt von Klaus Simon am Klavier, „Lass mich an deinem stillen Auge ruhn“ singt. […] Hans Christoph Begemann verlockt durch den dunklen Samt seines Baritons dazu, sich in gefährlicher Haltlosigkeit und abendlichem Zwielicht von Schulhoffs Liedern nach Hans Steiger zu verlieren. […] Daneben gibt es hinreißend sorglosen Jux wie den Foxtrott „Frauen, die der Mode trauen“ und den Schlager „Susi, o liebliches Katzentier“, mit dem Begemann als Brummfellchenbeschwörer glänzen kann.« (Jan Brachmann)

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